Mit dem Ö-Kuh-System verbinden sich Landschaftsschutz und Landwirtschaft. LandLeben e.V. (der Förderverein für den Hof Luna in Everode) erhält die Zukunftshilde des Netzwerks öko, fair & mehr für den Monat Dezember.
Landwirtschaft und Landschaftsschutz – das ist kein Widerspruch, sondern geht wunderbar zusammen. Der Hof Luna in Everode bei Freden macht es vor: Landwirt Wilhelm Bertram sorgt auf seinem Hof nicht nur für gute Erträge und produziert gesunde Lebensmittel, er hat es auch geschafft, in den vergangenen 35 Jahren die Artenvielfalt auf seinem Land kontinuierlich zu steigern.
Viel Arbeit und Geld war anfangs nötig, um den ehemaligen Familienbetrieb auf die neue Art der Bewirtschaftung umzustellen und die Landschaft umzugestalten. Dabei haben Menschen aus dem Ort und der Region geholfen, die von der ökologischen Landwirtschaft überzeugt waren. Sie gründeten einen Förderverein, den Verein LandLeben e.V., der den Landwirt bis heute tatkräftig unterstützt. Dafür gab es jetzt die Auszeichnung Zukunftshilde im Dezember vom Netzwerk öko, fair & mehr. Das Netzwerk setzt sich ein für Klimaschutz, fairen Handel und globale Gerechtigkeit. Mit der Zukunftshilde wird die Leistung von Gruppen und Initiativen anerkannt, die sich in der Region um diese Themen verdient gemacht haben.
„Die Umgestaltung der Landschaft dient ja allen, die ist nicht nur für den Bauern allein“, erklärt Ursula Wischer die Beweggründe für die Vereinsgründung. Einige der Unterstützer hätten sogar privat Kredite aufgenommen, um beim Start zu helfen, erzählt sie. Zudem halfen die Mitglieder tatkräftig dabei, mehr als vier Kilometer Hecken sowie eine Obstbaumallee zu pflanzen und mit dem nahen Wald zu vernetzen, was der Vogel- und Insektenwelt sehr zugute kam: 57 Vogelarten wurden bei einer Kartierung entdeckt, darunter 11 von der Roten Liste der bedrohten Arten.
Auf 25 Hektar Land betreibt Hof Luna zusammen mit der Paul-Feindt-Stiftung Wildkräuterschutz. Die Artenvielfalt auf seinen Weiden sei ebenfalls stetig gewachsen, berichtet Wilhelm Bertram, was wiederum das Futter für die Rinder und somit die Qualität der Milch verbessere. All das sei aber ein Jahrzehnte langer Prozess: Landschaft und Landwirtschaft wirken zusammen in einem andauernden Wandel.
Auch für die Zucht seiner Angler Rinder brauchte Wilhelm Bertram einen langen Atem. In diese alte Rasse rotbrauner Rinder hatte er sich sozusagen auf den ersten Blick verliebt. Sie sind besonders gut geeignet, sich veränderten Klimabedingungen anzupassen. Nur noch 200 Tiere habe es in ganz Deutschland gegeben, als er mit der Zucht begann, berichtet Bertram.
Dem Landwirt gelang es, einen möglichst breiten Genpool aufzubauen und er verkauft heute selbst erfolgreich Tiere für die Zucht. Die Zahl der Angler Rinder in Deutschland ist auf 400 gestiegen, er selbst hat eine Herde von 70 Milchkühen. Das Zusammenspiel der Rinder mit der Landschaft auf Hof Luna nennt Wilhelm Bertram Ö-Kuh-System: Die Hecken, die zur Gestaltung der Landschaft gesetzt wurden, bereichern das Futter der Rinder, der untergemischte Strauchschnitt verbessert den Mist als Dünger.
„Ihr seid Pioniere“, sagte Bernd Kolberg als Vertreter der Steuerungsgruppe des Netzwerks öko, fair & mehr bei der Übergabe der Zukunftshilde. „1988 war ökologische Arbeit nicht selbstverständlich, und es gab Widerstand in allen Bevölkerungsgruppen“, erinnerte Gerold Voß vom Vorstand des Vereins LandLeben an die Anfänge.
Mit Hilfe des Vereins hat sich der Hof Luna nach außen geöffnet. Es gibt Führungen und einmal im Monat findet das Regional-Menü mit fünf Gängen statt – „Der Geschmack des Hofes“, wie Gerold Voß es beschreibt. Die landwirtschaftlichen Produkte sind außerdem im Hofladen zu erwerben und jedes Jahr am 3. Oktober findet ein Hoffest statt.